In dieser, etwas eingeschränkten Zeit haben wir nochmal eine Schwitzhütte errichtet. Die Bilder dazu findet ihr auf unserer Seite. Da wir hier, in der Nähe von Stolberg, bisher noch keine geeignete Stelle gefunden haben, steht sie wieder im Bereich der Mucher Wiese, diesmal aber an einer anderen Stelle. Wir planen, die Schwitzhütte mit euch zusammen, am 17. Oktober mit einem Gemeinschaftsritual einzuweihen. Ein weiterer Termin ist am 19.12.2020, zur Einstimmung auf die Rauhnächte.
Obwohl einigen von euch das Ritual bekannt ist, hier nochmal eine kurze Einführung:
Die Schwitzhütte steht für ein Gemeinschaftsritual – dieses naturspirituelle Ritual hat nicht nur die Reinigung und Heilung zum Ziel sondern auch vor allem die daran beteiligten Menschen mit einander zu verbinden. Die Kraft der Gemeinschaft wird gefeiert. Wir empfinden die Schwitzhütte als ein großes Geschenk, ein kraftvolles Ritual , dass uns unvorstellbare Möglichkeiten der körperlichen, seelischen und geistigen Reinigung, oft mit tiefgreifenden Veränderungen im persönlichen Leben, die mitunter heftige Reaktionen auslösen, Erfahrungen die vor allem eines sind – heilsam.
Das Wort „Sauna“ entstammt der samischen Sprache, bedeutet so viel wie Erdgrube und verweist auf den uralten Ursprung dieses Schwitzrituals. Die Schwitzhütte zieht sich durch alle Kulturen und hat alle möglichen Formen von Schwitzhütten und Zeremonien hervorgebracht.
In unserer Region sind die polaren Energien wie Vater Himmel und Mutter Erde die zentralen Säulen um die sich die Zeremonie dreht. Das Feuer, in dem die Steine erhitzt werden, repräsentieren die männliche Urkraft des Universums, die Steine selbst den Samen des Vaters, der im Schoss der Mutter, der Gebärmutter, aufgenommen wird. Die Schwitzhütte symbolisiert damit die Gebärmutter (oder auch den Schildkrötenpanzer), in der sich männliche und weibliche Energien begegnen und vereinigen und damit wieder geboren werden.
Der Altar, im Bereich des Weges von der Feuerstelle zu Hütte, ist die Verbindung zu den Verbündeten und den Ahnenkräften. Auf dem Altar liegen Zeremoniegegenstände. Hier können Menschen Gebete sprechen oder Geschenke an die Anderswelt-Wesen niederlegen.
Das Schwitzhüttengestell besteht traditionell aus 16 Ruten von Weisen für Heilzeremonien der Medizinmänner, oder aus 12 Ruten für Familienhütten. Die Hölzer haben ebenso spirituelle Bedeutung.
Schwitzhütten aus Haselnuss leiten die Energie besonders gut in den Boden ab und eignen sich besonders gut fürs Reinigungsritual. Unsere Hütte ist mit Haselruten gebaut und unter allen Ruten haben wir Beifuß geopfert. Eine Weidenschwitzhütte betont den Aspekt des Wassers und ihr wird etwas leichtes, fließendes und durchlässiges zugeschrieben. Die Weide ist ein Einstieg in die Anderswelt. Buchenschwitzhütten stehen für Stabilität, Weisheit und Heimat.
Die Hütte wird mit Naturdecken belegt, wir beginnen mit dem Eingang und gehen dann im Uhrzeigersinn weiter, der Himmel wird zum Schluss bedeckt.
Das Feuer ist heilig und nichts gehört darein, was nicht gesegnet wurde – keine Kippe, kein Taschentuch – gar nichts. Der Feuerhüter ruft zunächst die Kräfte der vier Himmelsrichtungen und segnet danach den Platz, das Holz, die Steine, dann entzündet er das Feuer.
Alle Vier Elemente sind in der Hütte vereint, das fünfte, der Äther, der Geist, das Unbegreifliche, stellt den Menschen selber da, eines von so vielen verschiedenen Kindern der Schöpferkräfte, ein Menschenwesen. Mit unseren Gebeten und Gesängen erwecken wir unsere Seele, unseren göttlichen Funken, wir Menschen nehmen Kontakt zu unserem inneren Feuer auf. Wir lernen uns selbst als Kind der Schöpfung kennen. – Erde mein Körper – Wasser mein Blut – Luft mein Atem und Feuer meine Seele
Dann ist es Zeit in die Hütte zu gehen und der Spruch “wir sind alle verbunden oder wir sind alle verwandt oder wir sind alle Teil des großen Ganzen” gesprochen. Wir sprechen in der Form unserer Muttersprache, weil sie dann am stärksten ist. Jeder kann für sich beim Hineingehen die Worte und Sätze verwenden die er für sinnvoll hält. Diese Sätze sollen uns die Verbundenheit allen Lebens erinnern. Zum einen bin ich nie alleine. Zum anderen verändert jede Bewegung von mir auch das Ganze. Das bedeutet, dass meine Heilung auch immer die Heilung meiner Umgebung, meines sozialen Netzwerkes und des ganzen Lebens ist.
Die Energiequalitäten des jeweiligen Platzes in der Schwitzhütte sind sehr unterschiedlich und werden auch so wahrgenommen.
Der Leiter oder die Leiterin der Schwitzhütte beginnt mit einem Schutzritual und setzt die Zeremonie mit verschiedenen Runden fort. Dies sind Runden des Dankes, des Bittens für sich selbst und andere – und es werden Gelübde und Visionen ausgesprochen. Die Anzahl der Runden kann dabei variieren. Nach jedem Gebet wird Wasser auf die Steine gegossen und das Gesprochene in der geistigen Welt manifestiert.
Es wird gesagt, man ehre die Mutter dadurch, dass man in der Pause die Schwitzhütte nicht verlässt, denn auch sie konnte den Geburtsprozess nicht unterbrechen und hat uns doch unter Aufbietung all ihrer Kräfte auf die Welt gebracht. Eine Schwitzhütte ist eine Grenzerfahrung – die Grenzen eines jeden liegen woanders! Diese gilt es eigenverantwortlich zu beachten!
Der Leiter verlässt die Hütte zuerst und dann so wie die Teilnehmer die Hütte betreten haben – auch mit den Worten ” wir sind alle verbunden oder wir sind alle verwandt oder Teil des Ganzen” – ein sauberer Abschluss wie auch immer sollte gefunden werden.
Wir freuen uns über eine Mitteilung von Euren eigenen Erfahrungen, die Ihr in der Schwitzhütte gemacht habt. (info@schamanismus-deutschland.de).